Wechseljahre : eine Zeit des Wandels oder eine Zeit der Plage ?

Im Moment ist das Thema Wechseljahre richtig „in“. Eine ganze Reihe neuer Bücher ist auf den Markt gekommen, es werden viele Fortbildungen zu dem Thema angeboten und auf einmal gibt es eine ganze Reihe von Wechseljahreschoaches/begleiterinnen/ behandlerinnen. Auf leisen Sohlen kommt auch die Hormonersatztherapie wieder zu uns Frauen. Es sind jetzt aber die bioidentischen Hormone, die alle Beschwerden beseitigen sollen. Uns Frauen Jugendlichkeit, guten Schlaf, Energie und gute Laune bringen. Und, so ganz nebenbei auch die Botschaft in die Frauenwelt bringen, dass wir uns nach der letzten Menstruation eben doch in ein Hormonmangelwesen verwandelt haben. Dass wir eben doch Hormone brauchen! Die alte Zurückhaltung in Bezug auf künstliche Hormone wird aufgegeben, da die neuen Hormone das Krebsrisiko nicht erhöhen sollen. Allerdings sind diese Therapien noch neu auf dem Markt und wie sich diese Hormone auf das Krebsrisiko auswirken, wird man erst in einigen Jahren feststellen.

Brauche wir Frauen also doch Hormone ? Reichen pflanzliche oder homöopathische Medikamente nicht aus ? Reicht Akupunktur nicht ?

Ich selber bin jetzt seit einigen Jahren durch die Wechseljahre hindurch. Ich weiß also aus persönlicher Erfahrung, wovon ich spreche. Natürlich habe ich viel an mir selber ausprobiert aber auch viele Patientinnen durch diese Zeit hindurch begleitet. Dabei ist mir immer wieder aufgefallen, wie dürftig das Wissen von Seiten der schulmedizinischen Kollegen aber auch Kolleginnen zum Teil ist. Da werden noch nicht einmal Basishormonuntersuchungen gemacht und den Frauen wenig Zeit und Verständnis für Ihre Anliegen entgegengebracht.

Dabei geht jede, wirklich jede Frau, wenn sie ein entsprechendes Alter erreicht, durch die Wechseljahre hindurch. Das war schon immer so und ist auch überall auf dieser Welt so. Eigentlich müßten die Wechseljahre also etwas sein, womit sich jede gut auskennen sollte.

Vielen ist nicht klar, dass sich die Wechseljahre über einen Zeitraum von fast 10 Jahren erstrecken. In eine Prä- Peri- und Postmenopause aufteilen. Dass die Beschwerden sehr unterschiedlich sein können und nicht immer sofort mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht werden. Wer denkt denn schon bei Knieschmerzen oder angeschwollener Nasenschleimhaut an eine hormonelle Ursache ? Es sind nicht nur Hitzewallungen oder Schlafstörungen, die den Frauen das Leben schwer machen können. Auch die Konzentrationsschwierigkeiten, der zeitweise Nebel im Kopf sind auch keine Vorboten einer beginnenden Demenz sonder werden durch die veränderte Hormonsituation hervorgerufen. Wenn es in der Beziehung knirscht oder die Freude an der Sexualität verloren geht, hat es häufig hormonelle Ursachen.

Sollen wir jetzt also doch ganz entspannt zu einer Hormonersatztherapie greifen ? Ist diese Phase im Leben von uns Frau vielleicht einfach eine Fehlfunktion ?

Wenn jede Frau durch diese Phase in ihrem Leben hindurch gehen muss, bei jeder Frau die Eierstöcke ihre Tätigkeit nach und nach einstellen und sich dadurch die Hormone verändern, kann es ja kein Planungsfehler sein. Aber, vielleicht haben wir auch eine falsche Vorstellung vom älter werden und das Problem, dass wir es ganz grundsätzlich eigentlich ablehnen ? Nur, ob wir es ablehnen oder nicht, wir werden alle älter. Unser Körper verändert sich. Und je mehr wir damit einverstanden sind, desto leichter kommen wir in eine neue Lebensphase.

In der chinesischen Medizin sagt man, dass sich ein neuer Meridian vom Unterleib zum Herzen entwickelt, wenn wir die fruchtbare Phase hinter uns lassen. Dass sich dadurch eine Weisheit des Herzens entwickelt. In der europäischen Medizin kann man klar sehen, dass das in den Wechseljahren ansteigende Testosteron die Frauen auch klarer und durchsetzungsfähiger macht. Es gibt also einen großen Schatz jenseits der fruchtbaren Zeit für uns Frauen. Die Wechseljahre sind zwar das Ende einer Lebensphase aber gleichzeitig auch der Beginn einer neuen. Jetzt haben Frauen häufig das erst Mal die Möglichkeit, das Steuer ihres Lebensschiffes wirklich selber in die Hand zu nehmen. Ich erlebe viele Frauen, die in dieser Zeit ihres Lebens noch einmal neu starten. Sei es, dass sie eine neue Ausbildung machen, sich selbstständig machen, eine schon lange frustrierende Beziehung beenden, sich neu verlieben oder endlich Frieden mit ihrem Körper finden.

Wie kann eine naturheilkundliche Behandlung von Frauen in den Wechseljahren aussehen ?

Zuerst einmal, eine ganze Reihe von Frauen brauchen gar keine Unterstützung. Ihnen reichen vielleicht Nahrungsergänzungen aus dem Reformhaus oder der Drogerie. Oder aber nichts davon. Was ist jetzt aber mit den Frauen, deren Beschwerden doch so stark sind, dass sie wirklich stark darunter leiden ? Eine professionelle Unterstützung brauchen ?

Zuerst einmal, je gestresster eine Frau ist, desto stärker werden häufig die Beschwerden. Denn, dass die Eierstöcke ihre Hormonproduktion einstellen, heißt ja nicht, dass wir ganz und gar auf diese Hormone verzichten müssen. Es gibt dann eben „Ersatzproduktionsstätten“. In erster Linie sind das die Nebenniere. Aber, je mehr Stresshormone die Nebenniere herstellen muss, desto weniger Sexualhormone kann sie produzieren. Deswegen ist es für Frauen häufig sehr erhellend, wenn sie eine Art Wechseljahreskalender führen. Dann wird nämlich deutlich, wann die Symptome am stärksten sind und welche Ursachen das haben kann. Auch ein schwankender Blutzuckerspiegel führt zu Hitzewallungen. Und, diese Blutzuckerspiegelschwankungen haben etwas mit unserer Ernährung aber auch wieder mit Stress zu tun.

Ein gründliche Anamnese in der Praxis bringt hier häufig Licht ins Dunkle. Durch einen Hormonspeicheltest kann man sehr gut sehen, wo sich die Hormone denn nun befinden ( sowohl Stress- wie auch Sexualhormone). Welche Hormone im Mangel und welche eventuell in der Dominanz sind. Über eine Blutuntersuchung kann auch noch einmal kontrolliert werden, wie die Schilddrüse arbeitet. Bei nicht wenigen Frauen verändert sich die Schilddrüsentätigkeit in den Wechseljahren. Eine Schilddrüsenüberfunktion kann auch Hitzewallungen oder aber Haarausfall hervorrufen.

Ganz wichtig ist es aber tatsächlich, genau auf die Lebensführung zu schauen. Wenn dann alle Informationen zusammen sind, bietet die Naturheilkunde eine Reihe sehr wirksamer Pflanzen und / oder homöopathischer Mittel an. Und das auch bei Frauen, die wegen einer Brustkrebserkrankung auf Hormone verzichten müssen. Über die Akupunktur kann man sofort Einfluss auf das Stressgeschehen nehmen aber auch die hormonelle Situation beeinflussen. Wenn dann noch die Ernährung entsprechend umgestellt wird, der Stresspegel gesenkt wird und das Bewegungsverhalten verändert wird, können sich belastende Wechseljahressymptome auflösen.

Aus meiner eigenen Erfahrung und langjährigen Arbeit mit meinen Patientinnen möchte ich Frauen immer wieder darin unterstützen, die Wechseljahre nicht zu fürchten. Den allermeisten Frauen kann auf natürlichem Wege geholfen werden. Und die Frauen, die wirklich eine Hormonersatztherapie brauchen, können häufig mit bioidentischen Hormonen, zum Teil auch im nicht rezeptpflichtigen Bereich, eine deutliche Linderung oder sogar das Verschwinden ihrer Symptome erleben. Auch wenn es für Frauen, die gerade voll in den Wechseljahren sind kaum vorzustellen ist : sie befinden sich in einer Phase ihre Lebens, die auch wieder endet. Und zwar, von ganz alleine :-). Und je mehr Frauen in dieser Phase auf Ihre Gesundheit achten, desto gesünder gehen sie dann ins Alter.